02-235-linksder blaue Vogel aus dem Bayerwald     06557-02-235

 

Freude, Trübsal, Plage und Schmerz                                              

 

Geboren wurde ich Frühjahr 2002. Es war noch sehr kalt in unserer kleinen Behausung.Schnee, lag noch draußen um unseren Taubenschlag, der sich mitten im Bayrischen Wald befindet. Umrahmt von mehr als 1000 Meter hohen Bergen in einigen Kilometern Entfernung.

Ein schöner Landstrich mit vielen Wäldern ringsum. Hier aber hat auch unser ärgster Feind, der Habicht sein zu Hause.

So muss ich mit meinen Schlagpartnern immer sehr auf der Hut sein, um nicht in seine Fänge zu geraten.

Wir haben eigentlich ein recht gemütliches Zuhause. Unser Chef der Alfred, lässt es uns an nichts fehlen. Ich lernte Ihn im zarten Alter von 8 Tagen zum ersten mal bewusst kennen, als er mir den Erkennungsring anlegte.

Ich bekam von Ihm die Ringnummer 06557-02-235, zugeteilt. Damals hatte ich ganz schöne Angst, als er mich in seine großen Hände nahm, merkte aber gleich wie behutsam er mit mir umging, um mich ja nicht zu verletzen. Immer wieder im Abstand von einigen Tagen nahm er mich in seine Hand und war jedes Mal ganz erfreut, wie gut ich mich entwickelte. Ich verlor langsam meine Scheu gegenüber meinem Herrn, den er war immer sehr fürsorglich mit mir und erzählte mir so manche kleine Geschichte wie mein Taubenleben weiter verläuft. So vergingen die Tage, ich wurde immer größer und schöner und wurde dann nach 26 Tagen in einen kleinen Schlag gesetzt, wo meine nächste Heimat war. Hier waren wir an die 40 junge Tauben und verbrachten eine wunderschöne Jugendzeit in den ersten Wochen unseres Lebens.

Der Sommer war eingekehrt und wir hatten jeden Tag Freiflug von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr abends, wir konnten tun und lassen was wir wollten. Nur wenn abends die eine oder andere von unserer Truppe nicht in den Schlag wollte, wurde Alfred ganz schön sauer. Dann gab es wieder Schmalkost die nächsten Mahlzeiten. So lebten wir in den Tag hinein. Dann aber war sie vorbei die schöne Zeit. Alfred erzählte uns was er mit uns vorhatte. Wir sollten an Wettflügen teilnehmen.

Wir werden einfach irgendwo hingefahren, erzählte er und wir sollten dann so schnell wie möglich wieder in unsere Heimat zurückfliegen. Natürlich hatten wir große Angst als wir zum ersten mal in so einen Einsatzkorb kamen.

Beim ersten Auflaß  flogen wir panisch hin und her und wussten gar nicht so recht wo es lang geht.

Überall Berge und Täler wo aber war unsere Heimat ? Irgend wie aber kamen wir nach Hause. Nach einigen Trainingsflügen wurde es immer besser und ich persönlich konnte mich ganz gut zurecht finden auf dem Weg nach Hause. Es kam dann der erste Wettflug im großen RV-Verband. Ach war da was los!

Überall wo ich hinsah Tauben. Wo die nur alle her gekommen sind. Ich konnte plötzlich keine mehr von meinen Schlagpartnern sehen und kämpfte mich ganz alleine nach Hause. Leider kam ich zu spät an, sagte Alfred, aber andere waren zu meinem Glück noch gar nicht eingetroffen.

Am Abend fehlten noch 12 von 38! Ach Gott was war da los. Die nächsten Tage wurden wir alle fürchterlich krank. Wir haben uns mit der Jungtaubenkrankheit angesteckt, sagte uns Alfred.  Er versorgte uns so gut er es vermochte, aber irgendwie wurden wir nicht mehr so richtig fit und wir waren froh als die Wettflüge zu Ende waren in diesem Jahr. Ich konnte mich bei 3 Einsätzen immerhin 1x ganz gut platzieren als 217. von 1760 Tauben. Nicht berauschend, aber für Alfred ganz passabel, wie er mir sagte. Im nächsten Jahr als Jähriger sagt er mir, muß dies aber besser werden.

Herbst und Winter hatten wir dann wieder ein wunderbares freies Leben. Wir durften wieder leben wie die Hoftauben beim Nachbarn. Frank und frei den ganzen Tag, aber nur bis unser spezieller Freund, der Habicht, den ersten Schlagpartner von mir wegholte. Dann war es aus mit dem Lotterleben, Ausgangsperre bis zum nächsten Frühjahr. Als Jähriger dann in 2003 konnte ich mich ganz gut in Szene setzen. Bei 11 Wettflügen in unserem RV-Verband konnte ich 8 mal in der Preiszeit zurückkehren und Alfred war ganz zufrieden mit mir, lag ich bei den letzten 7 Flügen nur einmal ganz knapp daneben. Als ich vom  Endflug heimkehrte flüsterte mir Alfred ganz leise ins Ohr, Du wirst ein ganz guter, Du kannst noch mehr, Du wirst dich doch im nächsten Jahr nicht wieder von deiner Nestschwester übertrumpfen lassen. Ja, meine Nestschwester war eben einiges besser als ich, kam sie doch bei den 11 Flügen 10x mal in der Preiszeit nach Hause und am Endflug war sie als Schlagerste, 5. im RV-Verband bei noch 1358 Tauben im Rennen. Also Alfred konnte ganz zufrieden sein mit uns.

Dann kam das Reisejahr 2004. Es sollte für mich ein Jahr der Trübsal werden. Ein Jahr weswegen auch diese Zeilen zustande gekommen sind. Ein Jahr voller Freude, Pech und Schmerz. Wie immer hat uns Alfred sehr sorgfältig und gewissenhaft auf diese Reisesaison vorbereitet. Es fehlte uns an nichts. Alfred gab uns alles was für ein hartes, langes Flugjahr nötig war. Er versorgte uns bestens, er zeigte uns seine ganze Liebe. Immer beim einsetzen zum nächsten Flug sagte er jedem von uns leise ins Ohr, die ganze Woche habe ich für dich gesorgt so gut ich konnte, gib mir morgen, wenn du kannst, etwas zurück.  Und so zeigten wir uns Woche für Woche von unserer besten Seite um Alfred nach Möglichkeit nicht arg zu enttäuschen. Gerade ich, sein Liebling, streckte mich jede Woche so gut ich konnte. Ich legte die ersten Flüge los wie die Feuerwehr. Woche für Woche kletterte ich in der RV-Rangliste nach vorne. Am 7. Flug lag ich als bester Vogel der RV an 2. Stelle der Wertung, nur ganze 3 Asspunkte hinter einer Schlagpartnerin.

In der Fluggemeinschaft wo wir bis zu diesem Wochenende 4x gegeneinander konkurrierten lag ich gegen 4587 gestarteten Tauben sogar an 1. Stelle der Wertung. Ich fühlte mich einfach super in Form und Alfred sagte jede Woche zu mir!

So wie du zur Zeit aussiehst kann dich keiner schlagen. Aber im Leben wachsen nicht alle Bäume in den Taubenhimmel und so sollte auch mein Baum nicht in den Himmel wachsen.

Als mich Alfred zum 8. Wettflug  mit 341 km in den Einsatzkorb setzen wollte, sah er furchtbares in meinem Flügel.

Die achte Schlagfeder von meinem linken Flügel war gebrochen. Einfach weg. Es war nur noch ein kurzes Stück von etwa 2 cm  vorhanden, das vom Federkiel rausragte. Alfred wurde ganz bleich als er das gesehen hat.

Warum ? Warum passiert das gerade mir ?

Mir wo ich doch ganz vorne an der Spitze der Wertung liege! Er kann es nicht fassen. Er weiß im Moment nicht was er tun sollte. Gibt er mich mit auf den Wettflug ?  Kann ich es ohne der Feder schaffen einen Preis zu fliegen ?  Er überlegte eine Zeitlang, dann ein leichtes drücken seiner Hände, er streichelte noch kurz über meinen Rücken und sagte mir, morgen wird ein schöner, schneller Flug ihr habt etwas Rückenwind, du schaffst das schon. Ja, am nächsten Tag war wie vorhergesehen, schönes, schattiges Flugwetter mit leichtem Rückenwind. Ich musste mich ganz schön strecken, schaffte es aber mit dieser Lücke im Flügel nicht, ganz an der Spitze mitzuhalten. Ganz schön abgekämpft erreichte ich unser zu Hause. Alfred wartete schon ganz verzweifelt, hat er es richtig gemacht oder nicht ?

Als er mich dann als 16. von 39 Schlagpartnern einfliegen sah, war er ganz schön gerührt, ich sah es Ihm an. Er kam gleich in den Schlag, ging ganz langsam zu meiner Zelle und nahm mich ganz behutsam in seine großen Hände und flüsterte mir ganz leise ins Ohr, danke mein Kleiner. Er besah sich meinen Flügel und sagt zu mir, so können wir die letzten 5 Flüge nicht durchziehen, es sind ja noch  2000 km zu fliegen.

In der RV + FG Wertung konnte ich hinter meiner Schlagpartnerin zwar noch den 2. Platz behaupten, aber mein Punkterückstand war auf 47 angewachsen. Wie er mir erzählte hat er sich an die Züchterkollegen in der Einsatzstelle und RV gewandt, wie man so eine Feder reparieren kann, aber keiner wusste Rat. Sogar bei unserer Brieftaubenzeitschrift hat er angefragt ob sich irgendwo im Archiv eine Antwort befindet. Leider war auch diese Auskunft nicht ausreichend. Für eine Ausstellung ja, bekam er zur Antwort, da könne man durchaus eine Feder einkleben  und mit etwas Glück merkt es der Preisrichter nicht. Die 8. Schlagfeder aber einkleben und die Taube sollte in den nächsten 5 Wochen noch 2000 Kilometer fliegen, nein, so was hält nicht.

Da faste Alfred einen ganz tollkühnen Entschluß!

Er dachte an sich selber und plötzlich kam im der, vielleicht rettende Gedanke.

Warum sollte er meinen Flügel nicht auch so reparieren wie er selbst von Ärzten repariert wurde. Er selbst hatte einen sehr schweren Autounfall, bei dem er neben fast tödlichen Verletzungen, viele Knochenbrüche davontrug. Warum sollte er nicht auch meine Feder mit Metall zusammenflicken wie die Ärzte seine Knochen ? Er überlegte nicht mehr lange und am Mittwoch kam er zu mir an die Zelle. So mein kleiner, großer Kämpfer, jetzt schreiten wir zu deinem nächsten Kampf, wir wollen schon sehen ob wir das nicht hinkriegen!

Ich war ganz gespannt! Was hatte er vor ? Er ging mit mir ins Haus, in die Küche dort wartete seine Frau. Die hatte eine Feder in der Hand. Es war die 8. Feder von meinem Vater der sich im Zuchtschlag befindet und der diese Feder nicht unbedingt braucht. So mein kleiner sagte mein Herr, diese Feder von deinem Vater bekommst du jetzt als Ersatzfeder. Er schnitt mit einer Schere den Federstumpf meiner 8. Schlagfeder gerade ab, passte die Länge der Feder von meinem Vater an und schnitt diese genau an der passenden Stelle ab. Seine Frau reichte Ihm eine kleine feine, 3 cm lange Nähnadel. Die Spitze dieser Nadel schob er 1,5 cm in die abgeschnittene Feder meines Vaters, dann faste er meinen Flügel und schob die 1,5 cm herausstehende Nadelöse  in den abgebrochenen Federstumpf meiner 8. linken Schlagfeder, bis die Enden aufeinander lagen. Über die beiden Federenden träufelte er dann einen Tropfen Industriekleber, darauf etwas Härtepulver und darüber noch einmal einen Tropfen Industriekleber und fertig. Es war geschafft. Jetzt sagte Alfred zu mir machen wir den Test. Er ging mit mir wieder in den Reiseschlag zurück und sagte zu mir, wenn die Feder hält wenn du vom Schlagboden zu deiner Zelle hochfliegst dann müsste es klappen. Ganz vorsichtig setzte er mich auf den Boden, ich ging auf dem Schlagboden vor bis auf Höhe meiner Zelle und dann der spannende Moment, hält sie oder nicht ? Ich putzte mir erst noch mit dem Schnabel die Feder. Irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl. War die Feder etwas verdreht oder etwas taub vom einstechen der Nadelöse in den abgebrochenen Federkiel ?

Irgend etwas war nicht so wie es sein sollte, Alfred merkt dies. Ich stand am Boden schaute zu meiner Zelle hoch und dann hob ich ab. Mit rauschendem Flügelschlag ging es hoch in die obere Zelle. Alfred schaute ganz gespannt ob die eingesetzte Feder durch die Luft flog ? Er sah nichts, konnte es aber nicht glauben. Er kam zu meiner Zelle nahm mich ganz vorsichtig in seine Hände, zog meinen Flügel auseinander uns sah, die Feder war noch an Ihrem Platz genauso wie er sie eingesetzt hat. Er setzte mich wieder auf den Schlagboden, wieder auffliegen zur Zelle, die Feder hielt. Ach Gott, es war geschafft !

Vielleicht klappt es doch noch in dieser Saison.

Alfred beobachtete mich die nächsten Tage und Ihm ist natürlich nicht entgangen das ich immer wieder an dieser Feder zupfte, das ich die Feder immer wieder durch meinen Schnabel zog um sie einzufetten. Es war einfach ein blödes Gefühl, wahrscheinlich genau wie bei Alfred in den Beinen und Armen die so mit Metall verbunden wurden.

Wichtig aber war! Die Feder hat gehalten. Die nächsten Tage bis zum einsetzen zum 9 Flug hielt die Feder super und Alfred war natürlich ganz gespannt wie ich die Situation meistern kann. Es war ein 427 km Flug . Das Wetter war ganz passabel, aber es war immer etwas Seitenwind gegen den ich ankämpfen musste. Die erste Taube erreichte 1217 Flugmeter. Ja und ich ? Ich kämpfte ganz verbissen, ich wollte unbedingt in die Preise.

Die Strecke aber wurde immer länger und länger. Stunde um Stunde kämpfte ich gegen den Seitenwind an, aber vergebens. Total fertig kam ich als 34. von 40 im Heimatschlag an. Alfred kam gleich zu mir an die Zelle und tröstete mich. Macht nichts mein kleiner Blauer, wichtig das du wieder da bist und gezeigt hast das du kämpfen kannst. Er nahm mich dann ganz lieb in seine Hände um zu schauen ob die eingesetzte Feder noch vorhanden war ? Sie war und das ganz einwandfrei. Es stellte sich dann heraus das ich im RV-Verband nur um ganze 4 Minuten den Preis verfehlt habe, 32 meiner Schlagpartner konnten sich platzieren.  Im großen Regionalverband aber, reichte es gegen 10405 noch zum 3271 Rang. Dabei lagen noch 188 Preiskandidaten hinter mir und noch 7134 insgesamt. Als mir Alfred das später berichtete war ich richtig stolz.

In der Woche zum 10. Wettflug versorgt mich Alfred mit einigen extra Portionen, damit ich wieder richtig zu Kräften kam.

Beim einsetzen hat er mich extra mit einem zweiten Weibchen motiviert damit er mich aus der Reserve lockt. Alfred wollte unbedingt wissen was in mir und der Feder steckt. Es war ein Flug von 341 km angesagt, das Wetter war ganz gut, ein leichter Rückenwind und ich kämpfte wie ich konnte. Ich gab einfach mein letztes um Alfred zu zeigen das sich sein Einsatz der letzten Wochen auch gelohnt hat.

Meinen Heimatschlag vor Augen legte ich einen Endspurt hin das alles nur so rauschte. Alfred stand wie immer vor dem Schlag und sah mich ankommen, mit einem Tempo das er sofort um die Feder Angst hatte, aber diese blieb ganz heil. Als 5. Schlagtaube bei 39., als 43. im RV-Verband bei 1593 Tauben. In der Einzel-Wertung lag ich an 6. Stelle, als bester mit einmal versagt, 10/9 und 769 AS-Punkten.

 Irgendwie aber war ich am Ende meiner Kräfte. Die große Form der Anfangswochen war weg. Immerwährend musste ich die Feder durch den Schnabel ziehen und sie einfetten.

Irgend etwas war nicht mehr so wie es war. Aber was ? Beim nächsten Flug schaffte ich es gerade noch in die Preise zu kommen. Als letzte Schlagtaube belegt ich gerade noch einen Preis im letzten Zehntel der Liste. Am vorletzten Flug aber, bei 520km.da schaffte ich es nicht mehr ganz. Von meinen Schlagpartnern konnten sich noch von 36, 24 in den Preisen platzieren. Leider war ich erst der 25. im Schlag und verpasste den Preis um ganze 2 Minuten.

Trotzdem war Alfred mit meiner bisherigen Leistung sehr, sehr zufrieden und gab mir das auch zu verstehen indem er nur mir immer wieder ein paar Leckerbissen in meine Zelle legte.

Ja und dann kam der Endflug. Alfred hat uns alle noch einmal besonders  motiviert.

Es sollte für unsere Schlagtruppe noch einmal ein großer Auftritt sein. Und er war es.

Sechs, von meinen Schlagpartnern schossen in einem gewaltigen Endspurt auf den Schlag zu

und landeten gleichzeitig auf dem Ausflugbrett. Das Züchterherz von Alfred hüpfte vor Freude.

Es war eine Demonstration.

Wir belegten in der Fluggemeinschaft bei 2452 Tauben, die Plätze 4,5,6,7,8,9! Von 35 Schlagpartnern waren 27 um 13.01 in den Preisen. Die Preiszeit war 13 Minuten. Um 13.06 waren 33 Tauben im Schlag, um 13.19 die 34igste.

Eine fehlte!   Ich!

Alfred konnte es nicht glauben. Er konnte nicht glauben das ich nach all den Mühen und Kämpfen der letzten Wochen mit der eingesetzten Feder, heute am letzten Flugtag mein Ziel, den Heimatschlag nicht mehr erreichte.

Hatte ich doch von den bisherigen 12 Flügen 10 mal im RV-Verband und einmal im Regionalverband die Heimat in der Preiszeit erreicht.

Im Garten hatte Alfred Tische und Bänke aufgebaut, um mit seiner Familie einen gemütlichen Sonntagnachmittag zu verbringen. So richtig aber kam keine Freude auf, obwohl die Schlagleistung meiner Partner Superklasse war. Alfred hatte immer das Anflugbrett im Auge, in der Hoffnung das ich doch noch eintreffe. Er saß in der Runde seiner Familie konnte aber keine klaren Gedanken fassen.

Stunde um Stunde verging.     17.12 Uhr !!!

müde und abgekämpft flog ich den Schlag an, Alfred sah mich sofort den er hatte ständig den Himmel und den Ausflug im Auge, er sprang auf und schrie, er kommt, er ist da, endlich.

Seine Frau und seine Kinder sahen die Freude in seinen Augen, Sie wussten wie er fühlte.

Er sah mich wie ich auf dem Anflugbrett landete und sofort Kopfüber stürzte und auf dem Bauch liegen blieb.

Ach Gott, schrie Alfred, ich  wusste das dir etwas passiert sein muss, weil du nicht angekommen bist in der Preiszeit.

Ich lag vor dem Einflug und sah das Loch 30 cm vor mir, raffte mich noch einmal auf und stürzte durch das Loch in den Schlag wo ich am Schlagboden liegen blieb. Alfred kam in den Schlag und blieb erst einmal stehen und beobachtet mich kurz. Dann kam er langsam auf mich zu, Tränen liefen über seine Wangen und er redete mit mir was den passiert sei. Er nahm mich ganz gefühlvoll in seine Hände ging erst einmal mit mir zur Tränke steckte meinen Kopf rein und ich trank in vollen Zügen. Dann erst drehte er mich langsam um und sah sich meine Füße an. Ach Schreck, wo bist du denn hingekommen sagte er zu mir. Meine beiden Oberschenkel waren verbrannt, verkohlt. Was ist passiert fragte er mich und dachte, irgend eine Stromleitung ? Irgendwie bist du an etwas geflogen was deine Federn an den Oberschenkeln verbrannt hat. Ich konnte es Alfred nicht genau erzählen, ich wusste es selbst nicht was geschah.

Alfred setzte mich ganz vorsichtig in meine Zelle, ich sah die Tränen aber auch die Freude in seinen Augen und er sagte zu mir, Kleiner, wir haben in dieser Saison schon soviel gemeinsam geschafft, wir schaffen auch das.

Tagelang hat er sich um mich gekümmert, hat mir Futter und Wasser in die Zelle gebracht, hat geredet mit mir und hat geduldig gewartet bis ich mich wieder so einigermaßen erholt hatte.

Am 8. Tag nach meiner Heimkehr, ich stand schon wieder etwas wackelig auf meinen Füßen, brachte er mir mein Weibchen und das Wiedersehen war wunderschön. Wir hatten noch zwei Junge großgezogen, wunderschöne Blaue und der Alltag kehrte langsam wieder ein.

Im Herbst habe ich mein Federkleid wieder erneuert und dabei auch die 8.linke Schlagfeder,

die bis zu diesem Tage einwandfrei gehalten hat. Ein Lob meinem Herrn, der die Feder bestens verarztet hat.

Jetzt sitzt das neue Gefieder wieder eng angeschmiegt an meinem Körper und ich bin wieder Topfit.

Mittlerweile liegt Schnee vor unserer kleinen Behausung, genau wie damals als ich geboren wurde. Weihnachten steht vor der Tür und Alfred und ich freuen uns auf eine neue, hoffentlich Unfallfreiere Reisesaison als in 2004.

 

der Blaue Vogel aus dem Bayerwald

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                                                                                                  das Original – Foto Willi Hertel / die Brieftaube 05-2005.

 

 

 

 

 

 

 

          

 

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